Die Parasiten, die im Inneren ihres Wirtes leben, nennt man Endoparasiten. Ihr Name leitet sich vom griechischen Wort ενδος (endos= innen) ab und beinhaltet keine systematische Klassifizierung. Dies ist therapeutisch aber von entscheidender Bedeutung. Bevor man sich mit der Biologie und der Lebensweise der Parasiten auseinandersetzt, sollten bestimmte Begriffe kurz erklärt werden.
Definitionen:
Wirtverhältnisse:
Grundsätzlich bezeichnet man ein Lebewesen, das auf oder im Körper eines anderen lebt, Gast. Das Tier, welches ihn beherbergt ist der Wirt. Ein Gast, der nützlich für seinen Wirt ist, ist ein Symbiont. Ein Gast, der zwar von seinem Wirt lebt, ohne ihm zu schaden, aber auch ohne ihm zu nützen, wird als Mitbewohner oder Kommensale bezeichnet. Erst ein Gast, der seinen Wirt schadet, ist ein Parasit. Aus biologischer Sicht ist der Parasit natürlich auf den Wirt angewiesen und grundsätzlich nicht daran „interessiert“ ihn zu töten. In Bezug auf unsere Heimtiere wird diese Aussage durch eine Erregerkonzentration im Käfig bzw. Umfeld des Tieres eingeschränkt.
Wirtspezifität:
Unter Wirtspezifität versteht man die Fähigkeit eines Parasiten auf verschiedenenen Wirtsarten zu parasitieren. Es gibt Parasiten, die ein sehr enges Wirtspektrum haben und somit sehr oder hoch wirtspezifisch sind. Hierzu zählen viele Kokzidien. So kommen allein beim Haushuhn 14 verschiedene Kokzidien vor, die nicht einmal nahe verwandete Hühnervögel befallen können. Andere Parasiten sind in der Lage viele verschiedene Arten besiedeln und gelten somit als wenig oder gering wirtspezifisch. Giardien (Giardia duodenalis) aus dem Darm von Vögeln können unterschiedliche Säugetierarten befallen und bei ihnen Darmentzündungen verursachen.
Zwischen- und Endwirt
Die Tierart, in der sich ein Parasit vermehrt, nennt man Endwirt. Viele Parasiten benötigen zusätzlich einen oder mehrere Wirte, in dem sich ihre „Zwischenstadien“ entwickeln können. Diese Wirte nennt man Zwischenwirte.
Systematik und Parasiten:
Einzeller:
Wie alle Lebewesen lassen sich auch die Parasiten zunächst in Einzeller und Vielzeller unterteilen. Zu den einzelligen Parasiten gehören im Wesentlichen vier unterschiedliche Gruppen:
- Wechseltierchen – Amöben (Amoeba)
- Geißeltierchen – Flagellaten (Flagellata)
- Sporentierchen – Kokzidien (Coccidia) und
- Wimpertierchen – Ciliaten (Ciliata)
Bei den Amöben handelt es sich in der Regel um wenig wirtspezifische Lebewesen, die in vielen verschiedenen Tierarten vorkommen. Besondere Bedeutung haben sie in der Terraristik. Bei Reptilienbeständen galt die Art Entamoeba invadens in den 80iger und 90iger Jahren als extrem problematisch. Sie besiedelt vom Magen-Darmtrakt über das Blut die inneren Organe und kann in fast allen Reptilienarten massive Schäden anrichten. Diese Art ist an „kaltblütige“ Reptilien angepasst und lässt sich nicht auf warmblütige Tiere übertragen.
Flagellaten sind bei vielen Tierarten häufige Mitbewohner (Kommensalen) ohne Symptome bzw. Krankheiten auszulösen. Bei Massenvermehrungen können sie allerdings schwerste Durchfallerkrankungen auslösen oder auch in andere Organsysteme auswandern. Zu den bekanntesten Vertretern zählen beim Säugetier Giardien und Trichomonaden sowie Tricho- und Histomonaden bei unseren Vögeln .
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei Kokzidien zumeist um artspezifische Parasiten. Sie treten bei den unterschiedlichsten Wirbeltieren auf. Artabhängig besiedeln sie nicht nur den Magendarmtrakt sondern auch die unterschiedlichsten anderen Organsysteme wie z.B. Blut, Leber oder Niere. Wie bei vielen anderen Parasiten hängt ihre Schadwirkung vor allem von der Immunkompetenz des Wirtes ab. Dabei sind sehr junge, anderweitig erkrankte und alte oder trächtige Tiere besonders gefährdet.
Regelmäßig befinden sich vor allem bei herbivoren Tieren (Pflanzenfressern) Cilliaten im Magendarmtrakt. Zumeist treten sie als harmlose Kommensalen auf oder sie übernehmen als Symbionten sogar eine wichtige Rolle bei der Verdauung von Pflanzenbestandteilen. Bei Störungen der Darmflora (z.B. durch Fehlernährungen oder Antibiotikagaben) können sie sich gelegentlich massiv vermehren und an der Entstehung von schweren Durchfällen beteiligt sein.
Vielzeller:
Spontan stellt man sich Parasiten als Würmer vor. Sie machen tatsächlich einen Großteil der vielzelligen Endoparasiten aus. Dennoch sind Würmer weder aus biologischer Sicht noch in Bezug auf ihre Schadwirkung eine einheitliche Gruppe. Abgesehen von ihrer langgestreckten Körperform (=Wurm), die sich aus ihrer Lebensweise ergibt, haben die einzelnen Gruppen keine unmittelbare Verwandschaftsbeziehung. Vereinfacht lassen sie sich entsprechend ihrer äußeren Form in Rund– (Nemathelmithes = Nematoden) und Plattwürmer (Plathelmithes) einteilen. Zusätzlich gibt es Sonderformen, die gelegentlich nachgewiesen werden. Durch eine weitere Aufteilung der Plattwürmer ergeben sich in der Klassifizierung folgende vier Gruppen.
- Rundwürmer (Nematoden)
- Plattwürmer (Plathelmithes)
- Bandwürmer (Cestoden)
- Saugwürmer (Trematoden)
- Sonderformen
Den Prototyp eines Wurms stellen sicherlich die Nematoden dar. Sie tauchen in allen Wirbeltierklassen auf. Die meisten Arten werden im Kot diagnostiziert, obwohl artabhängig fast alle anderen Organsysteme (z.B. die Lunge, der Harntrakt oder auch das Blut) besiedelt werden. Je nach Lebensweise richten sie mehr oder weniger großen Schaden im Körper ihres Wirtes an. Oxyuren oder Pfriemenschwänze, die am häufigsten nachgewiesen werden, ernähren sich in der Regel von Kotbestandteilen und führen nur selten zu klinischen Symptomen. Die meisten Spulwürmer (Askariden) durchwandern in ihrem Entwicklungszyklus den Körper ihres Wirts und können dort schwere Allgemeinsymptome auslösen. Erst als geschlechtsreife Würmer besiedeln sie wieder den Darm und saugen sich an der Darmwand fest. Hakenwürmer (Strongyliden) saugen im Darm Blut und können regelrecht die Darmwand „umpflügen“, was ebenfall zu schweren Erkrankungen führt.
Abgesehen vom Mäusebandwurm (Hymenolepis (syn. Rhodentolepis) nana), der auch andere Kleinnager befällt, sind alle Bandwürmer sind in ihrer Entwicklung auf einen Zwischenwirt angewiesen. Meistens handelt es sich dabei um verschiedene Gliederfüsser. Fehlen die Zwischenwirte, können sie sich nicht vermehren. Somit findet man sie bei Stubenvögeln und Reptiliennachzuchten fast nicht mehr. Bandwürmer schaden einem Wirt entweder durch die Nahrungskonkurrenz oder durch ihre Kopfwerkzeuge, mit denen sie sich im Darm verankern.
Die Saugwürmer oder Trematoden sind sicherlich die Parasiten mit dem komplexesten Entwicklungszyklus. Zumeist sind sie so auf mehrere Zwischenwirte angewiesen. Somit treten sie typischerweise nur bei wildgefangenen Heimtieren also bei Reptilien und Amphibien auf. Neben dem Urogenitaltrakt besiedeln sie vor allem den Darm und die anhängeden Organe. Ihre Schadwirkung kann sehr unterschiedlich sein. Während viele rein im Darm lebende Saugwürmer kaum einen Schaden anrichten, können andere Arten die Lebergänge oder sogar Blutgefäße verstopfen. Diagnostisch sind ihre Eier kaum zu differenzieren, somit bleibt eine Diagnose oft auf „Klassenniveau„, welches für die Therapie allerdings unerheblich ist.
Zu den Sonderformen zählen die seltenst nachgewiesenen Hakensaugwürmer (Monogenea), Kratzer (Acanthocephala) und die Zungenwürmer (Pentastomiden). Hakensaugwürmer parasitieren regelmäßig als Ektoparasiten bei verschiedenen Fischen und aquatisch lebenden Amphibien. Einzelne Arten besiedeln aber auch den Harntrakt von Wasserschildkröten. Pentastomiden sind fast ausnahmslos Parasiten des Atemtrakts bei Reptilien. Einzelne Pentastomidengattungen, die in Schlangen parasitieren, haben (zwischen-)wirtunspezifisch neben Nagetieren auch andere Säugetiere inkluse den Menschen als Zwischenwirt. Sie können beim Menschen schwere fieberhafte Allgemeinsymptome verursachen. Achtung: Zoonosegefahr! – Vor allem bei wildgefangenen großen Riesen- und Giftschlangen ist eine Übertragung möglich!
Grenzen der koprologischen Untersuchung
Die koprologische Diagnostik stößt natürlich bei allen Parasiten an ihre Grenzen, die weder im Darm leben noch ihre Vermehrungsstadien über den Darm ausscheiden. Blutparasiten, zu denen auch der Erreger der bekannten Malaria gehört, lassen sich natürlich ebensowenig im Kot nachweisen wie unreife und nicht reproduzierende Darmparasiten. Durch eine intermittierende (=unterbrochene) Eiablage sind zudem nicht durchgehend Eier von Würmern im Kot nachweisbar.