Kryptosporidien

Kryptosporidien
Allgemein
Obwohl Crypto- oder Kryptosporidien in unterschiedlichen Arten bei fast allen Wirbeltierarten inklusive des Menschen schwere Durchfälle auslösen können, sind unter den exotischen Heimtieren am schwersten Reptilien von einem Befall betroffen. Während bis vor 15 – 20 Jahren noch die Amöbe (Entamoeba invadens) als das parasitologisches Schreckgespenst in der Terraristik galt, haben Cryptosporidien diese Rolle in den 2000er Jahren erfolgreich übernommen. Ihr Name leitet sich vom griechischen ℵρϒπτς (crypt – versteckt) und σπορα (spora – Samen). Diesen Namen machen sie auch alle Ehre. Durch ihre geringe Größe und ihre physikalischen Eigenschaften (z.B. das Anfärbeverhalten) sind extrem unauffällig und sind mit konventionellen Nachweismethoden nicht zuverlässig diagnostizierbar.
Vermehrungszyklus und Biologie
Kryptosporidien gehören in die weitläufige Verwandschaft der Kokzidien (Apicomplexa). Ihre Oocysten sind mit etwa 5 bis 7 μm Durchmesser die kleinsten innerhalb der Grupppe. Wie bei Kokzidien werden die Dauerformen (Oozysten) über das Maul (oral) aufgenommen. Aus diesen werden im Magen-Darmtrakt zunächst vier Sporozoiten freigesetzt, die die Epithelzellen der Schleimhaut befallen. In den Zellen vermehren sie sich zunächst ungeschlechtlich (asexuel). Dabei werden wiederum Parasitenstadien die Merozoiten freigesetzt, die wiederum Darmzellen befallen. Erst später setzt die geschlechtliche Fortpflanzung ein, in der männliche und weibliche Gameten entstehen. Aus der geschlechtlichen Vermehrung resultieren die Oocyten. Bei Kryptosporidien entstehen zwei unterschiedliche Oocyten. 1. dünnschalige Oocysten: aus ihnen entwickeln sich direkt im Wirt neue Sporozoiten; 2. dickschaligige Oocysten: sie werden mit dem Kot ausgeschieden und sporolieren in der Aussenwelt, um dann von einem zweiten Wirt aufgenommen zu werden. Insgsamt bedeuten diese Vermehrungsschritte eine exponentielle Vermehrung der parasitären Zwischenstadien, die mit einer massiven Epithelzerstörung im Magen- Darmtrakt einhergeht. Dennoch liegen die einzelnen parastären Stadien niemals unmittelbar intrazellulär vor und sind nur schlecht vom Immunsystem des Wirtes angreifbar.
Neben der geringen Größe und der schweren Nachweisbarkeit erweisen sich Kryptosporidien aufgrund der Oozystenwand in der Aussenwelt als extrem wiederstandsfähig. Dauerformen können so nicht nur sehr lange persistieren (mehrere Monate), sondern es müssen auch spezielle Desinfektionsmittel verwendet werden.

Übertragungswege
Klinisch gesunde Tiere können Träger von Kryptosporidien sein und unbemerkt übertragen.
Hochgradige Abmagerung (Kachexsie)
Unterschiedliche Erkrankungen können zur Kachexsie führen - Kryptosporidien sind ein Grund.
Leopardgecko mit reduziertem Allgemeinzustand
Vor allem intensiv gezüchtete Tierarten wie Leopardgeckos und Kornnattern sind häufig betroffen.
An Kryptosporidiose erkrankter Gecko
Ein langsames Verhungern bei gleichzeitigem Appetit ist ein tympisches Symptom.
Häutungsschwierigkeit
Störungen im Wasserhaushalt sind oft auf eine Durchfallerkrankung zurückzuführen und können Häutungsschwierigkeiten auslösen.
Hochgradige Kachexsie
Typischer "Wasserbauch" mit massiv reduzierten Fettkörpern.
Durchfall
Typischerweise aber nicht immer vorhandener beige-wässriger Durchfall mit Futterbestandteilen.
Schildkröten als Träger
Auch Schildkröten haben "ihre" Kryptosporidien.
Wildfänge
Nicht nur Nachzuchten sondern auch Wildfänge sind oft Träger von Kryptosporidien.

Arten
Kryptosporidien gelten als relativ wenig wirtspezifisch. Cryptosporidium parvum kann neben Kälbern, Schweine, Affen und andere Säugetiere befallen. Auch beim Menschen können durch diese Art schwerste Durchfallerkrankungen bei einer Immunsuppremierung verursacht werden. Durch kontaminiertes Trinkwasser kommen auch in der „westlichen Welt“ regelrechte Seuchenzüge vor. Bei Reptilien kommen die Arten C. serpentes und C. saurophilum vor. Auch wenn der Name eine gewisse Affinität zu Schlangen (= serpentes) und zu den Echsen (= saurophilum) vorgibt, lassen sie sich auf fast alle Reptilien übertragen. Eine Übertragung von „Kälte-adaptierten“ Reptilienkryptosporidien auf den Menschen ist jedoch nicht möglich. Ebensowenig können Kryptosporidien der Futtertiere z.B. C. muris auf Reptilien übetragen werden. Allerdings können sie durchaus bei Reptilien als Darmpassanten (aus Futtertieren!) auftreten und entsprechend nachgewiesen werden.
Symptome

Da Kryptosporidien die Magen bzw. die Darmschleimhaut zerstören, ist die Verdauung stark beeinträchtig. Das häufigste Symptom, welches dem Besitzer auffällt, ist, dass die Tiere oder auch nur einzelne Tiere einer Gruppe abmagern. Schlangen würgen ihre Nahrung oftmals wieder aus. Bei Echsen sind häufig unverdaute Futtertiere im dünnen Kot. Viele Tiere lagern sehr viel Wasser in den Magen-Darmtrakt ein. Insbesonders bei Jungtieren entsteht so der Eindruck eines „Wasserbauchs“. Der typische Krankheitsverlauf endet mit dem Tod durch Verhungern, obwohl der Appetit bis zuletzt oft erhalten ist. C. sepentes soll im Magen eine so starke Entzündung hervorrufen, dass sich die Magenwand verdickt und als Schwellung im vorderen Körperdrittel auffällt.

Nachweise

Die geringe Größe macht einen direkten Nachweis im Kotausstrich nahezu unmöglich. Hefen, Pilze, kleine Kristalle sind ihnen so ähnlich, dass eine zuverlässige Differenzierung kaum möglich ist. Zahlreiche Färbeverfahren werden verwendet um ihre Diagnostik zu verbessern. Dies reicht von einfachsten Färbungen wie die Karbolfuchsin Färbung und die deutlich sensitivere modifizierte Ziehl-Neelson Färbung. Auch wenn es sich teilweise um relativ zuverlässige Verfahren handelt, resultiert keine 100%ige Nachweissicherheit bei gleichzeitiger Vermeidung von falsch positiven Ergebnissen. Erst im Laufe der letzten 10-20 Jahre wurden immunulogische und genetische Nachweise eingeführt, die benötigte Nachweissicherheit bringen.

Bei dem IFAT (indirect Fluoreszens Antibody technic) werden im Kot vorhandene Kryptosporidien mittels fluoriszierenden Antikörpern im Fluoreszensmikroskop sichtbar gemacht. Leider erweist sich dieses Testkit als nur bedingt geeigneet für „Reptilienkryptosporidien“. Beim ELISA (Enzyme-Linked Immunosorbent Assay) werden Kryptosporidien aus den (Kot-)proben mittels spezifischen Antikörpern auf einer Mikrotiterplatte gebunden und nach einem Waschvorgang angefärbt. Der Nachweis ist sehr genau, ermöglich aber keine Differenzierung der einzelnen Kryptosoridienspezies. Bei der PCR (Polymerase Chain Reaction) wird das Erbgut der Kryptosporidien vermehrt und anschliessend sichtbar gemacht. Wie auch der ELISA reagiert der Test sehr sensitiv. Neuere Testkits ermöglichen auch die Differenzierung zwischen einzelnen Kryptosporidienarten. Im Zweifelsfall kann man so unterscheiden, ob ein Terrarientier oder nur das Futtertier mit spezifischen Kryptosporidien befallen ist. Leider ist das Verfahren sehr aufwendig, welches sich natürlich auch im Preis niederschlägt.

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Typischer Kot
Beige-brauner Durchfall mit Futtertierbestandteilen
Kot - Nativausstrich
Wie der Name andeutet "verstecken" sich Kryptosporidien oft sehr erfolgreich.
Kot - Nativausstrich
Auch der Fachmann übersieht die Kryptosporidien (rote Pfeile) zwischen sonstigen Kotbestandteilen (z.B. Hefepilze - schwarze Pfeile) leicht.
Kot - Karbolfuchsinfärbung
Eine einfache negative Färbung, die immer noch sehr ungenau ist.
Kot - Karbolfuchsinfärbung
Erst bei der genauen Untersuchung fallen die Kryptosporidien (schwarze Pfeile) zwischen anderen Kotbestandteilen auf.
Kryptosporidien Nachweis - ELISA Titerplatte
Deutlich fällt die Unterscheidung zwischen positiven (gelben) von den negativen Proben aus.

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